unschooling

Unschooling

Obwohl unser Kind erst 3,5 Jahre alt ist und noch etwas Zeit hat bis die Schule beginnen würde, wissen wir jetzt schon, dass er nicht eingeschult wird! Unschooling ist uns sehr, sehr wichtig. Wir nehmen das Thema ob Schule oder nicht sehr ernst. Es ist keine Laune oder ein Modetrend! Ich sage das, weil ich neulich erst ein Gespräch mit jemanden darüber hatte. Sie meinte viele „Systemkritiker“ würden unschooling dazu benutzen, um ihren Lebensstil zu rechtfertigen. Ich weiß es bei anderen nicht. Diejenigen, die ich kenne, nehmen das Thema aber genauso ernst wie wir.

Warum unschooling?

Ich habe bereits einen Beitrag dazu geschrieben: Warum wir eine alternatives, freies Lernen für unser Kind bevorzugen?

Da gehe ich genau auf diese Frage ein. Ich beschreibe die Effektivität unseres Schulsystems und skizziere die Folgen davon für die Kinder. Ebenso gehe ich dabei darauf ein, wie Kinder am besten lernen. Also lest gerne auch diesen Beitrag.

Was kann unser 3,5jähriger?

Unser Kind ist jetzt 3,5 Jahre alt und wir sehen wie großartig er sich entwickelt. Andauernd sind andere Erwachsene so beeindruckt von seiner Entwicklung.
Er ist so mutig, neugierig und selbstständig. Er zieht sich allein an und aus. Putzt seine Zähne allein (natürlich helfen wir). Er zählt sicher bis 10 in Deutsch und Englisch. Spricht mit nicht deutschsprachigen Menschen automatisch englisch. Er merkt sich Dinge unwahrscheinlich gut – Dinge, die wir schon nicht mehr wissen. Manchmal geht einer von uns mit ihm zum Einkaufen und er soll sich 4-5 Sachen merken. Obwohl aufregende Dinge dazwischen sind, wie Spielplatz, weiß er noch was zu besorgen ist. Er lernt gerade das Schwimmen! Unglaublich. Mit 3,5 Jahren schwimmt er schon unter Wasser und lange dauert es nicht mehr, dass er den Kopf auch über Wasser halten kann. Seine Wortwahl und Aussprache ist richtig gut. Er sagt Danke und Bitte.

Die Liste könnte ich sicher noch ewig fortführen.

Wie erleben wir die ersten Entwicklungsjahre?

Das Aufwachsen bei uns, gibt ihm die Zuversicht und das Vertrauen, was die Kleinen in den Anfangsjahren brauchen, um sich gut zu entwickeln. Er hat ganz viel Sicherheit und Urvertrauen in sich und kann sich entsprechend auf Weiterentwicklung konzentrieren. Um so sicherer sich ein Kind fühlt umso besser verläuft die Entwicklung.
Wir beobachten, dass das Lernen tatsächlich dann erfolgt, wenn er etwas möchte, wenn er sich dafür interessiert und nicht wenn wir es wollen. Egal wie man an der Pflanze zieht, sie wächst nicht schneller.

Was passiert im Kindergarten?

Kinder, die zu früh in der KITA sind, haben häufiger nicht solche Fortschritte, da sie hauptsächlich mit der Trauer und Angst beschäftigt sind, ob die Mutter wiederkommt und wann. Natürlich kommt die Mutter wieder, aber wissen das auch 1jährige oder 2jährige? Sie stehen an den Fenstern und weinen den Müttern hinterher. Sie haben Angst und sind die ganze Zeit verunsichert. Viele Kinder machen dies ihren Eltern klar und wollen nicht in den Kindergarten. Sie weinen, sie schreien, sie werden krank. Immer und immer wieder. Doch die Eltern reagieren kaum darauf oder gar nicht. Natürlich verstehe ich, dass die Arbeit wichtig ist. Aber was bedeutet das für die Kinder?
Mit Ausreden wie: „Im Kindergarten ist es doch so schön“ oder „Du magst doch die Erzieherin XY so gern“ oder „Deine Freunde warten auf dich“ usw. wird das Kind dennoch genötigt hinzugehen. Schließlich kommt der Tag und das Kind hat sich daran gewöhnt und alles scheint gut.
Aber dies hat einen nachhaltigen Effekt auf ihre gesamte Entwicklung.

Aufgabe der Eltern beim unschooling

Dennoch sehe ich ganz klar die Verantwortung der Eltern beim unschooling. Unschooling oder freies Lernen heiß nicht, dass das Kind unaufmerksam nebenher läuft. Ganz im Gegenteil!

Wisst ihr wie viel Arbeit es macht, den ganzen Tag mit seinem Kind zusammen zu sein und sich eigenverantwortlich um die Entwicklung zu kümmern? Spätestens seit der Covid 19 Krise wissen die meisten, was es heißt. Die Eltern haben beim unschooling die Aufgabe Anreize und Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Es ist wichtig Bücher und anderes Material bereitzuhalten. Irgendwann auch weitere Informationsquellen, wie Internet, Bibliotheken, kulturelle Angebote und sozialen Austausch. Ja tatsächlich ist es einiges an Arbeit. Mit einem 3,5jährigen hält sich das noch in Maßen, aber umso älter die Kinder werden, umso mehr müssen die Eltern sich bemühen, dass ihre Kinder alle Chancen erhalten.

Wie setzen wir unschooling um?

Unser Kind hat Anteil an unserem Leben. Er wird nicht mit Gleichaltrigen in einem Kindergarten verwahrt. Kinder erlebt er bei Freunden, auf dem Spielplatz, am Strand oder wo sich Kinder eben so antreffen lassen. Wir nehmen Kontakt mit ihnen auf. Wir gehen mit unserem Kind in die Natur. Suchen Pflanzen, Insekten und Tiere. Besprechen dies mit ihm, weil er sich dafür interessiert. Wir gucken uns Tierdokumentationen an. Wir pflücken Obst und ernten Gemüse. Anschließend wird es verarbeitet und er hilft, wenn er Lust hat, mit. Ab und zu gehen wir in den Zoo, machen Stadtbesichtigungen, besuchen historische Bauwerke usw. Wir gucken Bücher mit ihm an oder erzählen ihm Geschichten. Er malt und bastelt alleine oder mit uns. Von klein auf singen wir zusammen oder reimen etwas. Er hat den Freiraum seine Zeit auch ohne ständige Aufsicht verbringen zu können. Natürlich gucken wir immer mal wieder nach ihm. Gemeinsamen spielen, toben und kämpfen gehört ebenso dazu. Mutter und Vater haben beide Anteil an seinem Leben und seiner Entwicklung. Besonders dies ist so bereichernd für die Entfaltung eines Kindes. Denn beide Elternteile haben so unterschiedliche Eigenschaften, von denen das Kind profitieren kann und nicht nur 1-2 h am Tag.

Fazit

Es ist für uns ein „echteres“ Leben. Wahrhaftig und natürlich. In der „modernen“ Welt dreht sich oft alles um Konsum, Karriere oder Abarbeiten. Schnell, schnell, schnell und muss, muss, muss!

Bei uns muss auch manches und manches muss auch schnell 🙂 Aber nicht mehr in dem Ausmaße, wie zuvor, als wir eine Wohnung hatten, beide einen festen Arbeitsplatz und zig Verpflichtungen. Unser Kind profitiert davon. Insbesondere jetzt beim Reisen. Es erlebt unterschiedliche Kulturen, lernt verschiedene Sprachen und Menschen kennen. im Moment ist die Art von unschooling perfekt.

Wir freuen uns über eure Kommentare und Anregungen zum Thema unschooling. Gerne auch eigene Erfahrungen!

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